Heuduft
Schweißgebadet steh ich da (so schwitze ich sonst nur beim Essen ;-)), Heuerntezeit ist momentan. Der wohltuende Duft des ersten Schnitts durchweht das ganze Tal. Auf allen Feldern gehts rund wie bei den Ameisen. Heuernte im Großarltal ist auch noch mit viel Handarbeit verbunden. Steil sind sie die Felder und damit ist ein Maschineneinsatz nur beschränkt möglich. Aber so steil sind sie auch wieder nicht, mit der Sense kommt man zumindest fast überall noch schön ran. Zum Teil muss nämlich sogar noch mit der Sense gemäht werden, dann wird das Gras angestreut, am nächsten Tag gewendet („umkehren“) und dann, wenn es „rauschdürr“ ist, auf den Heuboden oder in den Heustadl geerntet. Meistens heu’t man „2sonnig“ – das bedeutet, man braucht 2 Sonnentage bis man das zu Heu gewordene Gras einbringen kann.
Geht es nach den Wünschen der Bauern, soll es das gemähte Gras nicht verregnen. Das ist schlecht für die Qualität, die Bauern sind dann übel auf. Wenn überhaupt eine mehrtägige Schlechtwetterphase hereinbricht, dann wird aus dem gemähten Gras ein „Fuchs“. Der „Fuchs“ ist ein rotbraun gefärbtes Heu (ähnlich der Fellfarbe des Fuchses), das ist ganz schlecht. Möglicherweise muss man bei einem „Fuchs“ dann auch noch etwas Spot der anderen Bauern ertragen. Gekontert wird dann damit, dass die Kalbinnen schließlich auch was zu Fressen brauchen (und die würden das gute Heu scheinbar gar nicht so gern mögen).
Heuen im Großarltal ist auch ein Gemeinschaftserlebnis. „Sepp, was tuast morgen? Zan heign war’s“ – so lautet üblicherweise die durch meinen Bruder Willi ausgesprochene an mich gerichtete Einladung zur Heuarbeit. Meinem Bruder gehört ebenfalls ein etwas steileres Lehen (eine bei uns auch sehr gebräuchliche Bezeichnung für ein Bauerngut) mit ein paar bereits steigeisenverdächtigen Hangneigungen („Roanl“). Und ausgeschlagen werden solche Einladungen üblicherweise nur, wenn’s einfach gar nicht geht. Durch die aufwändige Handarbeit sind natürlich viele fleißige Helfer aus der Nachbarschaft, dem Freundeskreis und der Verwandschaft heiß begehrt. Als Lohn für die Mithilfe am Feld ist vorgesehen: bei den Frauen der Austausch aktueller News (unter Umständen sind diese „News“ auch mit den Worten „anscheinend“ und „angeblich“ angereichert) sowie für alle geschlechterunabhängig am Abend eine anständige „Heigerjause“. Und das Gefühl, etwas ganz sinnvolles getan zu haben.
Um es nicht zu vergessen: eine wichtige Funktion bei der Heuarbeit haben auch die Kinder, die als „Wassertrager“ fungieren. Sind die säumig, wird’s aufgrund der Hitze auf den Feldern ganz zum „Verschmachten“ (Vorstufe des Hitzekollaps).
Die Kühe geben dann beim Verzehr unseres Gebirgsgrases und Gebirgsheu’s beste Heumilch. Die ist besonders gut und gesund (da stirbt man, wenn man dann schon ganz alt ist, einmal viel gesünder). Das „gut und gesund“ ist auch wissenschaftlich erwiesen (falls Sie die „Heumilchstudie“ interessiert, klicken Sie bitte hier ).
Die nächsten 14 Tage zumindest wird die Arbeit der Bauern hauptsächlich im Zeichen der Heuernte stehen. Vorausgesetzt das Wetter passt. Aber heuer ist’s ohnehin immer schön. Dann Ende Juli kommt der 2. Schnitt, das „Grummet“. Einige ernten dann Mitte September noch ein 3. Mal, dann ist’s mit der Heuarbeit aber endgültig zusammengeräumt.
Sie sollten sich einmal diesen wohltuenden Heuduft im Großarltal gönnen, das wär doch was! Und hier noch ein paar Impressionen wie’s bei der Heuarbeit im Großarltal so zugeht:
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