Böllerschießen – ein alter Brauch im Grossarltal
Unser Böllerschütze der „Putz Riapi“ – Rupert Rohrmoser vom Putz`n in der Wolfau – Hüttschlag hatte wieder viel zu tun!
Böllerschießen, das ist eine alte österreichisch – bayrischer Tradition, bei dem an besonderen Festen und Ereignissen mit speziellen Böllergeräten und Schwarzpulver Krach erzeugt wird. Man nennt es auch die Prangerschützen.
Das Böllerschießen findet an besonderen Festtagen statt, z. B. Hochzeiten, Kirchweihen, und an den Prangertagen . Dies geschieht, um böse Geister zu vertreiben und die anstehende Zeit mit guten Vorzeichen zu beginnen. Man muss davon ausgehen, dass das „Lärm erzeugen“ nicht erst nach Erfindung des Schießpulvers aufkam, sondern sein Ursprung weit vor diesem Zeitraum zu finden ist. Der bei den Menschen tief verwurzelte Aberglaube war Ausgangspunkt für dieses Tun. Schon früher wollte man unter anderem Dämonen durch Lärm vertreiben, z.B. bei den diversen Perchtenläufen usw.. Das Erwachen der Natur nach der Wintersonnenwende wurde ebenfalls in dieses Brauchtum übernommen. Zur Ausübung dieses Treibens verwendete man zunächst Glocken, Peitschen oder ähnliche Dinge, bis der Lärm auch „maschinell“, d.h. mit Böllern und Kanonen, erzeugt werden konnte. Es war früher üblich, an den bedeutendsten Raunächten der Weihnachtszeit zu schießen. Raunächte sind im Volksglauben drei der von Spuk erfüllten mittwinterlichen Zwölfnächte, und zwar die erste (vom 25.12), die mittlere (Neujahrsnacht) und die letzte (zum 06.01.).
Die einzelnen Bräuche sind sehr mannigfaltig und unterscheiden sich von Region zu Region.
Bei uns wird auch bei der Prozession an den Prangertagen (Fronleichnam, und immer am ersten Sonntag im Juli – Skapulierfest) geschossen. Jeweils 3 Schüsse wurden nach dem Verlesen des Evangeliums abgefeuert. Ebenso wurde früher auch bei Goldenen Hochzeiten geschossen. Anderswo ist ein alter Brauch auch das Johannisschießen. Beim Entzünden des Johannisfeuers wurden Schüsse abgefeuert. Auch bei Taufen wurde zu Ehren des neuen Weltbürgers geschossen. Genau so wurde oder wird zu besonderen Anlässen wie Geburtstagsfeiern, Kirchweihen, Ehrungen, Fahnenweihen, Beerdigung usw. geschossen. Weiters wird bei uns auch seit jeher bei Beerdigungen von Mitgliedern des Veteranen- und Reservistenvereins mit der Kanone geschossen.
Die Zahl „Drei“ bezeichnet wie sonst, auch so bei der Salve (auch Salut genannt), das Abgeschlossene, Vollendete, Vollständige.
Nachdem die Kirche diesen Bräuchen nicht immer freundlich gegenüberstand, versuchte sie durch eine stärkere Bindung an den Klerus diesen Aberglauben auszutreiben. Da auch vereinzelt Missbrauch mit dem Schießen getrieben wurde, kam es wiederholt zu Schießverboten. Lockerungen dieses Schießverbotes wurden vorgenommen, wenn es galt, große Feste der Obrigkeit durch Schießen lautstark kundzutun und der Freude Ausdruck zu verleihen. Daher ist es auch heute noch üblich, dass z.B. beim „Bischofsempfang oder bei der Begrüßung einer wirklich hohen Persönlichkeit (Bundespräsident) ein Ehrensalut für den oder die hohen Gäste abgefeuert wird.
Der jüngste Auftritt des „Putz Riapi“ bei uns in Hüttschlag war letzten Sonntag anlässlich des 100 jährigen Bestandsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr. Es ist immer wieder imposant wie seine Kanone mit einem ohrenbetäubenden Knall das ganze Tal trifft. Es ist ein unwahrscheinlicher „Schepperer“ den er mit seinem Böller von der Dorfseite Hüttschlags aus auf die andere Seite des Tales schickt.
Die Hüttschlager Wand gibt dann den Knall mit mehreren Echoschlägen zurück. Diese Gegebenheit ist wohl weit und breit einzigartig und lässt alle Gäste und Besucher der diversen Feierlichkeiten nur staunen.
Jüngstens waren viele Leute bei Prachtwetter zur Feldmesse und dem Festakt gekommen. Danach feierte man im Bierzelt bei der Zeugstätte in Hüttschlag. Die kleinere Besetzung der „Trachtenmusikkapelle“ sorgte für gute Stimmung.