Trittsicherheit und Schwindelfreiheit
Für eine perfekte Wanderung spielt die Planung eine entscheidende Rolle. Oftmals sind für die Touren aber Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Voraussetzung. Und leider ist der Mangel an Trittsicherheit neben der körperlichen Überforderung die häufigste Unfallursache in den Bergen. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Begriffen?
Trittsicherheit
Trittsicherheit ist die Fähigkeit, sich auf unwegsamen Gelände wie etwa Geröll, felsigen Pfaden, unebenem Untergrund oder nassem Boden sicher fortbewegen zu können. Also, kein Ausrutschen, kein Stolpern oder kein Umknicken. Voraussetzungen für Trittsicherheit bilden gutes Gleichgewicht, manchmal auch Schwindelfreiheit, das richtige Schuhwerk und natürlich die richtige Platzierung der Schritte.
Schwindelfreiheit
Schwindelfrei ist ein Wanderer, wenn dieser auf ausgesetzten – aber gut begehbaren Wegen – nicht in Panik gerät. Ein Beispiel hierfür ist ein Wanderweg, bei dem es auf einer Seite steil bergab geht. Meistens tritt Höhenschwindel auf, wenn ein nahegelegter fester Bezugspunkt fehlt, an dem sich die Wahrnehmung orientieren kann. Symptome des Höhenschwindels sind meistens Schwindelgefühl, gefolgt von Unsicherheit und Beschleunigung des Atems.
Wo sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig?
Je nach Jahreszeit und Witterung sind die Wanderwege in unterschiedlicher Beschaffenheit. Gerne zeigen ich Ihnen ein paar Beispiele, wo und wie Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Voraussetzung sind.
- Güterwege (Forstwege): Im Normalfall bergen sich hier keine großen Gefahren. Mit dem richtigen Schuhwerk ist es auch bergab keine große Herausforderung.
- Wanderwege (Almwanderwege, Wanderpfade): Almwandern ist wohl die schönste Form des Genusswanderns. Die Almwege sind meist einfach zu begehen. Bei nassem Untergrund ist allerdings Vorsicht geboten, damit man nicht ausrutscht.
- Schotter und Geröll: Dies dient auf flacher angelegten Wegen oftmals als Bausubstanz, um die Wanderweg in Stand zu halten. Wird der Weg allerdings etwas steiler, kann loser Schotter und Geröll oftmals zu Schwierigkeiten führen – vor allem beim Abstieg.
- Blockwerk: Das sind verschieden große Steine oder Steinblöcke. Oftmals sind diese Steinblöcke sehr locker und daher ist größte Vorsicht geboten. Dabei ist Blockwerk beim Aufstieg noch um einiges angenehmer als beim Aufstieg. Lieber vorher noch eine kurze Pause einlegen 🙂
- Platten und felsdurchsetztes Gelände: Je nach Höhe kann dieses Gelände sehr unterschiedlich aussehen. Meistens sind die Hänge steil und der Untergrund besteht aus Schotter und größeren und kleineren Felsplatten. Besondere Vorsicht ist hier bei jedem Schritt und bei jedem Griff geboten. Sind Sie in einer Gruppe unterwegs, sollten Sie zusammen bleiben, um die Steinschlaggefahr möglichst gering zu halten.
- Ausgesetzte Passagen: Stolpern oder Ausrutschen kann hier aufgrund der Steilheit des Geländes fatale Folgen haben. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind hier unbedingt erforderlich. Auf den meisten Wegen sind diese Abschnitte seilversichert, damit sie auch einigermaßen gut überwunden werden können.
- Seilversicherte Wege: Diese sind wie oben beschrieben oftmals bei ausgesetzten Passagen zu finden. Das Seil, das am Fels angebracht wurde, bietet Halt. Überlegen Sie sich den nächsten Schritt gut und halten Sie ausreichend Abstand zum Vordermann.
- Schneefelder: Erkundigen Sie sich speziell im Frühling und im Frühsommer, ob es auf der ausgewählten Tour noch Schneefelder gibt. Schneefelder sind nämlich meistens sehr heikel und es besteht Rutschgefahr. Nutzen Sie möglichst schon vorhandene Spuren, um die Schneefelder zu queren. Dadurch verbessern Sie auch die bereits vorhandenen Tritte. Schlagen Sie sich am besten mit den Schuhrand Stufen in den Schnee und gewinnen Sie dadurch mehr Halt. Oftmals lässt sich ein Schneefeld mit einer leicht ansteigenden Querung leichter bewältigen.
- Bachquerungen: Wenn Sie sich nicht zu 100 % sicher sind, gehen Sie lieber einen kleinen Umweg und queren Sie den Bach bei der nächsten Brücke oder der nächsten leichteren Überquerungsmöglichkeit. Queren Sie Bäche lieber nicht mit den Bergschuhen, weil diese nur sehr langsam wieder trocknen und Blasen sind oftmals Folgen davon… Sind mehrere Bäche zu queren, lohnt es sich allemal Crocs oder ähnliche Sandalen dafür einzupacken.
- Nasser Untergrund: Nach längeren oder stärkeren Regenfällen ist der Boden aufgeweicht und der Untergrund rutschig. Das Profil der Schuhsohlen füllt sich dann mit Dreck und man ist somit noch anfälliger fürs Ausrutschen. Wenn man dies allerdings weiß und vorsichtig geht, steht der Wanderung nichts mehr im Wege.
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verbessern
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit haben beide mit viel Erfahrung und Routine zu tun – und lassen sich auch ganz gut trainieren. Gute Grundkondition sowie das richtige Schuhwerk sind dabei aber Voraussetzung.
Vorbereitung:
- Zähneputzen – auf einem Bein
- Von Stein zu Stein hüpfen
- Eierlauf (also, laufend ein Ei am Löffel balancieren, Hindernisse können dabei jederzeit mit eingebaut werden)
- Auf Zehenspitzen gehen, ohne dass dabei die Ferse abgesetzt wird
- Slackline
- Oder einfach auf der Gehsteigkante gehen
Während der Tour:
- Immer die ganze Fußfläche aufsetzen
- Sich immer auf den nächsten Schritt konzentrieren
- Die großen Steine bevorzugen
- Beim Abstieg in die Knie gehen, die Füße hüftbreit, die ganze Fußfläche aufsetzen und einen leichten Katzenbuckel machen
- Generell gilt: Das Tempo auf die eigene Kondition anpassen. Es ist besser langsamer und dafür gleichmäßiger zu gehen, als schnell zu gehen und dafür dann immer wieder stehen zu bleiben
- Apropos Pause: Trotzdem regelmäßig eine Pause machen. Da erholt sich nicht nur der Körper, sondern auch die Konzentration
- Stöcke sind nicht nur eine Unterstützung für die Gelenke, sie sind auch besonders bei schwierigen Passagen wie Bachquerungen, Abstiegen oder Geröll empfehlenswert
Worauf nach warten? Nichts wie raus und rauf auf dem Berg 🙂