Menschen im Großarltal ganz persönlich – von einem der am Berg Wurzeln schlug
Dieses Foto lässt etwas erahnen. Stark sinnbildlich hat sich unser Bergbahnmitarbeiter Reinhold Neudegger, von uns Kollegen einfach immer kurz „Rein“ genannt, im Unterbewusstsein womöglich bereits im letzten Winter auf seinen nächsten Karriereschritt vorbereitet. Es hat ihn nämlich jetzt die Republik Österreich in ihre Dienste übernommen und er trägt seit 1. August den Titel „Liftler i. R.“.
Der Reinhold gehört zu den Urgesteinen in unserem Bergbahnunternehmen. Er hat schon in den 70er Jahren zu einer Zeit angefangen, als die Liftler noch nicht jeden Abend brav nachhause gehen mussten. Sondern zwecks Entfall zeitraubender Wegstrecken ab und zu gleich auf den Hütten nächtigten.
Dann kam, bei uns insbesondere ab dem Bau der Panoramabahn Großarltal im Jahr 1990, die ganze technische Entwicklung ins Rollen und wurde von unseren Mitarbeitern immer mitgetragen. Vom Dienst am Schlepplift und gelegentlich anscheinend auch am verschneiten Hinterteil der Damen – das damals noch nicht mit Strafe bedroht war – bis hin zur Bedienung hochtechnisierter Seilbahn- und Liftanlagen mit irrer Beförderungsleistung. Und vielen neuen Kunden denen trotzdem die volle Aufmerksamkeit entgegenzubringen ist.
Das stets braungebrannte Gesicht des Reinhold ist eines seiner Markenzeichen. Das kommt wahrscheinlich davon, weil die Berge es ihm besonders angetan haben und er hier viel Zeit an der Sonne verbringt. Eine gute Grundvoraussetzung für sinnvolles Ausfüllen seiner neuen Arbeitszeit. Was seine Fitness betrifft, kann er es konditionsmäßig mit gleichaltrigen ohnehin mehr als locker aufnehmen. Sogar mit wesentlich jüngeren – schon selbst mehrfach am eigenen Leib schmerzlich verspürt.
Auch absolute Standortgebundenheit ist ein Wesenszug des Reinhold. Rein dienstlich betrachtet hätte man ihn nicht einmal mit 10 Rösser von seiner Arbeitsstelle an der Bergstation der Panoramabahn Großarltal wegbekommen. Nicht weil es da oben bequem ist, ganz und gar nicht. Hohe Beförderungszahlen, arbeitsintensive Lebensmitteltransporte, immer neue technische Herausforderungen und ständige Konzentration verlangen auch hier vieles von einem ab. Sondern wahrscheinlich, weil er sich oben in der Nähe der Berge einfach wohler fühlt als unten.
Als ich jetzt in den alten Fotoarchiven kramte kamen auch verschiedene Fotos von unseren bergbahneninternen Rennen, sogenannte Liftmeisterschaften, zum Vorschein. Der Reinhold ist darauf oft abgebildet – bei „jedem Hund derschlagen dabei“ wie es bei uns heißt – aber kaum ein Foto wo er nicht mit Pokal zu sehen wäre. Er hat da im Laufe der Zeit alles zusammengewonnen was es so zu zusammengewinnen gibt. Damit zeigt sich: gutes und in schönem Stil gehaltenes Skifahren gehört wohl auch zu seinen großen Stärken. Auch das ist im Hinblick auf seinen neuen Job gut so.
Bei seinem tiefverwurzelten Dienst in der Bergstation Panoramabahn war der Reinhold um 7.30 Uhr in der Früh unser erster Ansprechpartner für die Erstellung des morgendlichen Schneeberichts. Also unser Schneehöhenmelder vom Berg sozusagen. Seine Auskunft lautete dann so: „Wundaschee’s Weitta“ (wunderschönes Wetter). Diese Aufgabe war noch einfach. Das davon gegenteilige Winterwetter war für ihn allerdings schwieriger lösbar und wurde in besonders tief substanzieller Weise gerne in etwa so beauskunftet: „Nix gschniem, und des bissl was gschniem hat is ei eus vawaht“. In der Übersetzung: Es hat nichts geschneit. Und das wenige, dass es geschneit hat ist alles verweht. Meistens stellte sich dann das „nix gschniem“ doch als Neuschnee zumindest zwischen 10 und 20 cm heraus. Aber da war der Schneebericht schon immer draußen. Es konnte auch vorkommen, dass er über die Frühtemperatur in der Mittelstation (die er im Vorfeld erheben sollte) ähnlich exakt informierte wie: „wirschts heut -2 Grad haben“. Übersetzt bedeutet diese Aussage: hab wieder einmal vergessen in der Mittelstation nachzufragen, aber ich nehme an es hat -2 Grad. Zu seinem Jobwechsel ist das jetzt die gute Meldung vom Tag: unsere allmorgendlichen Schneeberichtsmeldungen haben die Chance künftig noch an Präzision zu gewinnen.
Nun ist einmal Schluss. Mit diesem Artikel, aber mit der Zeit des Reinhold als Bediensteter der Großarler Bergbahnen auch. Nach 40 Wintern (seit 1975) und seit dem Jahr 1988 in ununterbrochener Betriebszugehörigkeit, was auch 27 Jahre hergibt. Es ist seit 1. August Zeit für den Ruhestand. Rein danke, dass Du uns über so lange Zeit als treuer Mitarbeiter begleitet hast. Alles Gute und der Herrgott möge Dich noch mit einigen schönen Jahrzehnten in guter Gesundheit beschenken.
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