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Wie wird der Winter?

Bereits Ende Juli, just am heißesten Tag des heurigen Jahres, wurde ich zufälligerweise mit der ersten Winterprognose konfrontiert, die dazu geeignet war, in mir schon erste leichte berufsbedingte Glücksgefühle auszulösen. Auf der Draugsteinalm hat mir Hirter Hans – wir kennen ihn auch von einer anderen Geschichte in diesem Blog (hier klicken) – berichtet, dass der kommende Winter sehr kalt und gut werden wird, weil die „Heman“ (das ist eine stark giftige Bergpflanze namens „Weißer Germer“) auffällig in die Höhe wachsen. „So wachsen und blean woaß i’s no gar nia“, meint der Hans. Das kam für mich wie ein Geburtstagsgeschenk, aber meine persönlichen technischen Daten konnte Hans wohl nicht wissen, weshalb ich seine Aussage einmal nicht als Gefälligkeit, sondern für bare Münze nahm.

"Weißer Germer" auf dem Weg zu den Draugsteinalmen

„Weißer Germer“ auf dem Weg zu den Draugsteinalmen

Man könnte meinen, es wär heuer eigentlich ein Kinderspiel den Winter vorherzusagen. Das Wetter hat sich nämlich schon Anfang November unüblicherweise auf die Winterseite gelegt, es schneit immer wieder und am Berg ist es schon ziemlich nett weiß. Die Maulwürfe haben so was übrigens angezeigt, in dem sie im Oktober noch intensiv am Arbeiten waren und auf den Feldern viele Haufen aufgeworfen haben. „Wenn die Schern stien schneibs beud“ – also wenn die Maulwürfe graben schneits bald. Erster Etappensieg für den Winter sagen wir einmal.

Aber die kalte Jahreszeit dauert ja etwas länger, weshalb es sich jedenfalls lohnt, auf den ganzen Winter auf sozusagen naturwissenschaftlicher Basis, zu blicken. Das „naturwissenschaftlich“ ist jetzt nicht streng wissenschaftlich mit unumstößlichen Beweisen zu verstehen, sondern ergibt sich aus dem teilweise Jahrzehnte alten Wissen meiner „Informanten“ aus dem Großarltal. Viele davon sind bäuerlichen Ursprungs und das bürgt schon, genau wie die Produkte die sie herstellen, für einiges an Qualität. Bei meiner Ehr.

Mein Leibwetterprophet Bergbauer Rupert kann die Geschichte vom Hans mit den „Heman“ durchaus unterstreichen, wenn im Detail auch etwas anders. Sie sind nicht nur auffällig groß gewachsen sondern auch entsprechend „hescht“, also hart. Und diese Härte des Stengels deutet auf einen sehr kalten Winter hin. Egal wie man‘s nun auch dreht und wendet die Sache mit den Heman – alle Umstände sprechen für durchaus wünschenswerte winterliche Eigenschaften.

Anna, meine Mama und Sennerin der Karseggalm unterhalb der Kitzsteingabel mit einer Königskerze von mindestens 2,5 Meter Höhe.

Anna, meine Mama und Sennerin der Karseggalm unterhalb der Kitzsteingabel mit einer Königskerze von mindestens 2,5 Meter Höhe.

Wenn wir schon bei der Beobachtung der Pflanzen sind. Auch die Disteln sind heuer so richtig in den Himmel geschossen und die Königskerzen auch – bis zu rekordverdächtigen 2,50 Meter. Beide ebenfalls gern gesehene Winterindikatoren im Hinblick auf viel Schneefall. Was die Königskerze betrifft merkt Bergbauer Rupert an, dass nicht nur das Wachstum (könnte ja auch – einfach gedacht – nur auf ideale Wachstumsbedingungen zurückzuführen sein) sondern besonders die auffällig starke Blüte in dieselbe Kerbe schlägt. Also rein was die Beobachtung einiger wichtiger Pflanzen betrifft – für den Liftler alles im deutlich grünen Bereich. „Grün“ bitte im übertragenen Sinne und keineswegs als Oberflächenfarbe der winterlichen Skipisten zu verstehen.

Wenn wir schon beim Rupert sind. Er liefert auf gleich eine Gesamtprognose für 2013/14. Besonders orientiert er sich in seinen Prophezeiungen an den Planeten. Ich glaube er nennt sie „Jahresregenten“, der „Mond“ im laufenden Jahr und der Planet „Saturn“ im Jahr 2014. Wenn man das Ganze von Rupert’s beobachtete samt den Regenten sozusagen durch den Fleischwolf dreht kommt hinten folgendes Winterwetter heraus:

Es wird jetzt immer wieder schneien, aber keine Großmengenlieferung. Die kommt dann erst um den 20. Jänner und wiederholt sich immer wieder bis Ende März. Im Dezember gibt es eine wärmere Phase und ab April auch. Aber dass es erst recht spät intensiv schneit wird verkraftbar sein, weil laut Rupert der gesamte Winter von großer Kälte geprägt sein wird. Da helfen wir uns dann halt mit unseren 237 Kanonerln selbst etwas weiter.

Auffallend was den 20. Jänner betrifft ist jener Umstand, dass auch der Reif, einer unserer zuverlässigsten Winteranzeiger, stark in diese Richtung deutet. Was schon wieder der 20. Jänner? Déjà-vu – irgendwie kommt mir das aber sehr bekannt vor? Also entweder: deuten alle Naturzeichen untrüglich auf dieses Datum hin – oder, vielleicht ist alles ohnehin viel einfacher als ich mir das so vorstelle, meine verschiedenen Informanten lesen einfach nur dieselbe Tageszeitung (hier klicken). Neben dem 20. Jänner ist aber immer wieder auch ein zweiter Termin zu vernehmen, nämlich „Kathrein“ (25. November). Auch da solls schneiben.

Kürzlich habe ich beim Frühschoppen nach dem Sonntagsgottesdienst einen weiteren natur- und wettererfahrenen Hirter befragt, nämlich den Ambros von der Harbachalm. Es hatte an diesem Tag wieder einmal geschneit und so meinte der Ambros: „Hiaz hat da Winter hinkeit – da miassnd dö Liftler schnei‘betn onfonga“. Also ins verständlichere Deutsch übersetzt, gibt der Ambros den Seilbahnmitarbeitern die weise Empfehlung schleunigst um Schnee zu beten, weil der Winter gerade eine Totgeburt hatte. Rupert der Bergbauer ist zu dieser Thematik mit uns etwas gnädiger, er interpretiert solche verfrühten Wintereinbrüche als dem letzten Winter zugedachte Nachlieferung. Aber beten schadet trotzdem nie, an die Rosenkränze liebe Seilbahnerkollegen. Hoteliers, Skilehrer auch.

"Schneiblia" ("Schneeblüte") am Himmel

„Schneiblia“ („Schneeblüte“) am Himmel

Dann gibt es noch die „Schneiblia“ (Schneeblüte). So werden dichtgestreute, ausgesprochen weiße Schäfchenwolken am Himmel, genannt. Und auch die künden Schnee.  Und auch die sind in letzter Zeit häufigst anzutreffen. Meint zum Beispiel der Hias – Wanderwegexperte unseres Tourismusverbandes. Er war sein Leben lang in Wald und Natur und hat sich damit auch im Hinblick auf das Wetter einen reichen Erfahrungsschatz erworben.

Unser Pistenchef Sepp – wie viele andere ebenso von dem weißen Zeug abhängig wie unsereins – hat sich noch etwas bei den Seilbahnmitarbeitern umgehört, was die so an Anzeichen für die bevorstehende Saison festgestellt haben. Die meisten haben nichts gesehen, sind offensichtlich ganz auf die Arbeit konzentriert. Gut so! Aber einer der Kollegen hat sich erinnert, dass er noch am 1. Oktober eine Schwalbe fliegen sah. Das ist ziemlich spät, da sollte sie schon längst Richtung Süden losgezogen sein. Dem Sepp selbst ist vor 10 Tagen ein Wiesel, genaugenommen war’s ein Hermelin, über den Weg gelaufen, dass noch dringend „zum weißeln wäre“. Die legen sich im Winter nämlich einen weißen Pelz zu und das war noch nicht der Fall. Mistvieh, hat nichts über für unsere Anliegen.

Wenn man die ganzen Beobachtungen nun auf einen gemeinsamen Nenner bringen möchte, könnte das Ergebnis folgenderweise ausschauen – der Winter erscheint sozusagen in einem Mehrstufenplan:

  • Wintereinbruch ab sofort mit Neuschnee zu Kathrein (25. November)
  • Kräftiger Nachschlag mit großen Schneemengen und ganz intensiver Winter ab 20. Jänner bis Ende März
  • Wärmere Phasen im April und im Dezember (nicht zu lange und nicht zu heiß bitte); im April ist uns das dann wurscht, wenn es vorher ohnehin schon so viel geschnieben hat, muss das dann locker für die Restsaison (bis 26. April) reichen.
  • Geprägt ist das gesamte Wintergeschehen von großer Kälte. Sehr gut – wie das unsere Schneiber freut.

So viel trauen wir uns anhand der Vorhersagen jetzt jedenfalls sogar zu garantieren: es wird ein schöner, tiefer,  kalter Winter – oder auch nicht. Kommt wie’s kommt – wir freuen uns drauf.

 

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