Gmassig, korwat und boanlweiß
Falls Sie mit den Begriffen in der Überschrift gar nichts anfangen können, gehören sie möglicherweise nicht zum erlauchten Kreis der Jägerschaft. Alle diese Worte beschreiben leicht mundartlich ausgedrückte Zustände und Ausformungen vom Kopfschmuck des Hirsches, also vom Hirschgeweih. Jetzt ist Höhepunkt der Hirschbrunft – der Fortpflanzungszeit des Rotwildes. Die lautstarke Brunft läuft ungefähr 3 Wochen, dann gehen männliche und weibliche Stücke wieder großteils getrennte Wege und haben die nächsten 49 Wochen keine weiteren Bedürfnisse aneinander. Der Hirsch und das Tier – falls sie jetzt einwenden, dass der Hirsch auch ein Tier ist haben Sie zwar recht, aber das weibliche Stück heißt einfach „Tier“ – also der Hirsch und das Tier stehen jetzt auch im besonderen Mittelpunkt des jagdlichen Interesses. Jagd ist ein Teil unserer Kultur und es ist weder Geheimnis noch Diskussionspunkt, dass in dieser Zeit auch das eine oder andere Stück entnommen wird. Jagd ist eine gute Naturnutzungsform – wir stehen dazu. Wildbret gehört zu den gesündesten Fleischsorten überhaupt. Und was noch besonders großartig daran ist – Wildfleisch hat die bestmöglichen Klimabilanzwerte. An- und Abreise mit dem Jagd-Jimmy einmal nicht eingerechnet, ist es ein 0-Kilometer-Produkt.
Ich hatte in dieser Woche die ersehnte Gelegenheit in der Hubalm in Hüttschlag sowohl die Hirschbrunft als auch die Nachbesprechung eines morgendlichen Hirschabschusses zeitgleich miterleben zu dürfen. Diese Nachbesprechung nennt man waidmannssprachlich „Schüsseltrieb“. Ist eines der jagdlich gesehen wichtigsten Worte und sollte man sich beim Jungjägerkurs als erstes fest einprägen. Gleich dazu noch eine weitere Besonderheit: beim Schüsseltrieb trinkt man mit links, also gemeint ist mit der linken Hand. Und wenn Sie einmal ein Fernglas oder ein anderes Jagdutensil kaufen, achten Sie bitte auf Vollgummierung zwecks Schüsseltriebtauglichkeit. Aber weitere Internas werden über dieses Schüsseltriebereignis nicht verraten. Außer, dass das Geweih des erlegten Hirschen „korwat“ und „gmassig“ sowie „endengfreidig“ war und diese wiederum „fein aussigspitzt und boanlweiß“ sind. Summa summarum war’s einfach „a gfreidigs Hirschl“. So, nun können Sie sich sicher genaueres vorstellen.
Nicht nur zum etwas Feiern, sondern auch zum Wandern gehört diese Jahreszeit zu den ziemlich schönsten. Ist extrem zu empfehlen (nein, nein, ich hab keine touristischen Hintergedanken – bei meiner Ehr). Das Röhren der Hirsche ist tief beeindruckend und mit etwas Glück bekommt man sogar untertags welche zu Gesicht.
Hier ein paar Wandertipps (Aufzählung noch beliebig erweiterbar) für erfolgreiche Hirscherlebnisse:
Almen:
– Hubalm
– Kreealm
– Aigenalm
– Bachalm
– Harbachalm
– Die Almen des Ellmautales
Wandertouren:
– Hubalm über die Roßkopfscharte zur Reitalm
– Hubalm, Hühnerkaralm zur Modereggalm oder wahlweise auch über die Aschlreit- zur Hirschgrubenalm
– Von der Bichlalm zur Loosbühelalm oder alternativ zu den Draugsteinalmen
Gönnen Sie sich auch ruhig von der heimischen Gastronomie zubereitete Wildgerichte aus dem Großarltal. Sie sind sehr gesund und neben dem Genuss wird Ihnen das auch als wertvoller Beitrag zum Klimaschutz angerechnet. Dann Mahlzeit.
Wildwochen im Großarltal:
26. 08. – 26. 10. 2012: Wildspezialitäten im Gasthof Talwirt
24. 09. – 30. 09. 2012: Bauernherbst-Spezialitätenwoche im Hotel Alte Post
06. 10. – 12. 10. 2012: Wildspezialitätenwoche im Hotel Großarler Hof
19. 10. – 28. 10. 2012: Wildspezialitätenwoche im Hotel Auhof
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