Almweisheiten
Auf der Alm ist das Leben anders. Es ist einfacher, beschaulicher, sorgenfreier, glückseliger. Und auch die Gesprächsinhalte unterscheiden sich sehr oft von jenen im Tal. Zu lösende Probleme gibt es herunten mehr, sodass die Kommunikation zu einem gewissen Anteil auch immer hievon geprägt ist. Auf der Alm hingegen überwiegt der Almfrieden. Und dass es auf der Alm keine Sünd‘ gibt ist ohnehin eine alte Binsenweisheit. Um aber beim Almfrieden zu bleiben – dieser Umstand ist auch in der Unterhaltung zwischen den Menschen dort oben spürbar. Über was redet man da oben so? Zuerst einmal über das Almleben, das die Gäste zumindest einmal so nicht kennen. Leben ohne Strom, ohne Fernseher – nicht wenige halten das schon einmal für unglaublich. Dann spielen natürlich die Tiere eine große Rolle. Und Gott und die Berge selbstverständlich. Erst in meinem letzten Posting habe ich von meinem Arbeitskollegen Sepp berichtet, der mit der ihn umgebenden Großfamilie das Gipfelkreuz der Kitzsteingabel erneuern will. Und mit welchem Respekt und Einsatz an diese Sache herangegangen wird.
Sehr oft spielt das Thema „Jagd“ eine Rolle auf der Alm. Jagd hat immer Unterhaltungswert, unangefochten. Und natürlich entstehen daraus dann große Weisheiten. Ich darf mich glücklich schätzen, dass ist erst neulich auf der Glettnalm in Hüttschlag diesbezüglichen Gesprächen beiwohnen durfte. So wurde festgestellt, dass die Hirsche für die Brunft anscheinend – das in unseren Breiten vielgebräuchliche (genau genommen: total entbehrliche) Wort „anscheinend“ ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig – also dass die Hirsche die Kreuzottern anscheinend für die Brunft brauchen. Für was genau, war man sich dann eh schon gleich nicht mehr so sicher. Favorisiert wurde die Vermutung, dass die Kreuzotter mit der Brunftauslösung zu tun hat. Die weiteren Fachexperten haben schmunzelnd angemerkt, dass, wenn es da schon Zusammenhänge geben könnte, sie dann einen Biss der Kreuzotter in einen bestimmten eher bodennahen Körperteil des Hirsches, welcher in der Folge dann anschwillt, eher für wahrscheinlicher halten würden. Jedenfalls erspar ich es ihnen, jetzt auf die Anatomie des Brunfthirsches näher einzugehen. Wie so oft im Leben ist bei diesem Thema auch ein Vielfaches mehr an Fragen offen geblieben als beantwortet werden konnte. Gibt es etwa dann in jenen Gegenden im Großarltal in denen es keine Kreuzottern gibt dann auch keine Hirschbrunft? Und warum haben sich weder Wissenschaft noch Jägerschaft mit diesem Thema bisher intensiver auseinandergesetzt – ich konnte zumindest noch nirgends davon lesen? Und, und, und?
Ein weiteres wichtiges Gespräch beschäftigte sich mit einem hochwirksamen Naturheilmittel gegen Kreuzweh. Bei uns gibt es Nacktschnecken, wobei hier nicht von der spanischen Wegschnecke die Rede ist. Respekt vor dem spanischen Fußball, aber dieses Schnecken-Ungeziefer hätten sie sich trotzdem behalten können. Wir reden hier von unserer heimischen Nacktschnecke. Sieht man immer wieder vereinzelt. Und diese Schnecke wäre anscheinend, wie gesagt „anscheinend“, ein Wundermittel gegen Kreuzweh. Aber von „inwendig“ wie wir sagen, also nicht außen über die Problemzone schleimend, sondern – fachmännisch ausgedrückt – bei oraler Anwendung. Mahlzeit. Nachdem das Wort „anscheinend“ auch hier eine dominante Rolle spielt, darf ich von Nachahmung sicherheitshalber dringend abraten. Oder fragen Sie vorher zumindest Ihren Arzt oder Apotheker.
So viel zum Thema Weisheiten. Wenn Sie also nicht nur Almfrieden und Glück suchen, sondern auch Ihren Horizont mit nicht alltäglicher Information erweitern wollen sind Sie bei uns im „Tal der Almen“ bestens aufgehoben!