Das Wetter als Landschaftsverschönerer
Dieser Artikel drängt jetzt etwas, weil er noch in die Schlechtwetterzeit gehört. Obwohl so schlecht war es gar nicht, zum Wandern meist noch gut genug. Und das Wetter war bei uns im Großarltal immer noch etwas besser als bei allen anderen, hat zumindest Kollege Peter sinngemäß gestern sogar im ORF Radio gemeint.
Und warum drängt es jetzt? Ja wissen Sie das den nicht! Weil es sich – anscheinend – endgültig ausgeregnet hat und irgendwann nächste Woche eine langanhaltende Schönwetterperiode kommt. Bis es dann schon Ende Oktober endgültig zuschneibt – hab ich schon wiederholt zu hören bekommen. Das ist schön so, brauchen wir unsere Schneekanonen vielleicht gleich gar nicht auszupacken. Aber das ist alles eine ganz andere Geschichte.
Das durchwachsene Sommerwetter hatte auch seine guten Seiten. Gewachsen und grün war es wie der Teufel, auf den meisten Almen findet sich sogar jetzt noch saftiges Gras für die Tiere. Es ist noch nicht so „spee“ heuer wie wir das nennen. „Spee“ ist eine Bezeichnung für trocken und wenn die Almen „spee“ werden, dann ist das Gras zunehmend ausgetrocknet, weniger nahrhaft und beim Vieh nicht mehr allzu beliebt. Das nehmen sie dann erst, wenn sie sonst gar nix mehr zu fressen bekommen.
Auch sonst hatte das Wetter sein gutes. Alte Landschaftselemente sind wiederauferstanden, nämlich die „Schwedenreiter“. Das sind temporäre Einrichtungen die vorübergehend auf den Feldern für die Heugewinnung errichtet werden. Wie ich sie gehasst habe diese Dinger am Bergbauernhof. Meine gefühlte halbe Kindheit hab ich bei der Mithilfe der Errichtung der „Schweden“ verbracht. Immer das nasse schwere Gras in mühsamen und zeitintensiven Schritten auf die Drähte hängen, damit es trocknen kann. Es wird dann trotz feuchter Witterung ein gutes Heu draus, das einige Wochen später von diesen Schwedenreitern abgeerntet wird. Außer es kam vorher der Gewittersturm oder ein starker Föhn, der hat dann ganze Schweden, sofern sie nicht ausreichend „eingespreizt“ waren, teilweise umgerissen und vernichtet. Die ganze Arbeit war sozusagen am Boden zerstört, die Bauersleute auch.
In den letzten zwei Jahrzehnten wurden die Schweden dann immer weniger und weniger, die Landwirtschaft arbeitet mittlerweile durch den Maschineneinsatz effizienter und man muss sich diese Arbeit des Schwedenreiterns in Regelsommern nicht mehr unbedingt antun. Zum Anschauen sind sie nach wie vor eine Augenweide und mithelfen brauch ich jetzt nicht mehr. Das heurige Wetter hat den Schwedenreitern zu einer Renaissance verholfen, wie wunderbar für das Landschaftsbild.
Falls Sie sich so eine Schweden in den Garten stellen wollen, hab ich ein paar Bilder angefügt. Als Zutaten brauchen sie „Hiefler“, das sind dünne Holzstangen, ca. 2,5 m hoch, die sie ungefähr alle 2 Meter in Reih und Glied, wie das wieder ausschaut sehen Sie bei den Großarler Bauernschützen, in den Boden rammen. Aneinandergereiht auf eine Länge von bis zu 50 Metern. An den beiden Enden schlagen sie je einen Stempel in den Boden. In der Folge wird so in 5, 6 oder 7 Reihen, je nach Geschmack ein Draht gespannt, auf denen das nasse Gras dann aufgehängt wird. Und zum Schluss die Hiefler seitlich einspreizen, also seitlich abstützen. Da müssen Sie sich heuer aber nicht mehr so viel antun, die Gewittersaison mit ihren teils heftigen Winden sollte ja vorbei sein. Und wenn das Werk besonders gelungen ist, schicken sie mir ein Foto zur Veröffentlichung.
So ist es mit der wetterbedingten Wiederkehr eines schönen Landschaftselementes. Hängen Sie sich bei der Schwedenreiterei nicht zu tief rein, es sollte noch ausreichend Zeit dafür bleiben, die Wandersaison auf Grundlage eines wunderbaren Altweibersommers, am besten natürlich im Großarltal (bitte missverstehen Sie das jetzt nicht als plumpe Werbung!), zu genießen.