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Österreichisch für Anfänger

Aus aktuellem Anlass möchte ich mich heute der österreichischen Sprache widmen. Unsere Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek schickt in diesen Tagen eine Broschüre an Österreichs Schulen aus, in der die Eigenheiten der österreichischen Sprache zum Thema gemacht werden. Frau Heinisch-Hosek meint nämlich, „dass spezifisch österreichische Eigenheiten und Ausdrucksweisen unserer Sprache langsam, aber sicher in den Hintergrund geraten“. Dem kann ich mich nur anschließen. Man hört nämlich hierzulande immer öfter typische Ausdrücke aus unserem nördlichen Nachbarland. Allen voran sei hier das schon sehr oft verwendete „Tschüss“ genannt. Ehrlich gesagt, stellt es mir die Nackenhaare auf, wenn ich ein „Tschüss“ aus Großarler Munde höre. Noch übler wird mir, wenn es lang gezogen wird, in etwa so: „Tschühüss“. Ähnliche körperliche Unpässlichkeiten überkommen mich bei folgenden Ausdrücken, die bei uns im Großarltal von – wohlgemerkt – Einheimischen gebraucht werden: die Grußformeln „ Hallo“ und/oder „Ciao“, wobei ich zugeben muss, dass ich diese Wörter auch hie und da verwende, aber dann schäme ich mich meistens gleich unmittelbar danach so dafür, dass ich in den Boden versinken könnte.

An dieser Stelle möchte ich schon hervorheben, dass ich absolut nichts gegen das „deutsche“ Deutsch, das Hochdeutsch, habe, aber die typischen, oft wirklich charmanten österreichischen Ausdrücke sollten einfach nicht verschwinden. Wer von uns Österreicher(inne)n weiß z.B. noch, was ein „Paradeiser“ ist? Was für eine wunderbare Umschreibung! Etwas mit so einem Namen muss aus dem Paradies kommen! Es ist die Tomate! Stellen Sie sich ein vollreifes Exemplar vor, am besten aus dem eigenen Garten, dass Sie sich auf dem Mund zergehen lassen… mmm…Paradeiser….

Überhaupt gibt es viele unterschiedliche Ausdrücke im kulinarischen Bereich. Eine kleine, nicht vollständige, Liste habe ich unten angeführt. Ich sehe jetzt schon, wie Ihnen das Wasser im Mund zusammen läuft (oder zusammen „rinnt“, wie wir Österreicher sagen)! Dies möchte ich als kleine Hilfe für unsere deutschen Gäste ansehen. In kann mich an so manches fragendes Gesicht aus meiner Zeit als Kellnerin erinnern, wo jemand etwas auf der Speisekarte gelesen hat, dass er oder sie noch nie gehört hatte.

Anstelle von oben erwähntem „Tschüss“ oder „Hallo“ sagen wir Österreicher zu jemandem, den man gut kennt, „Servus“, dies sowohl als Begrüßung aber auch als Verabschiedung. Das Wort „Servus“ kommt aus dem Lateinischen („der Sklave“) und bedeutet „zu Diensten“. Schön, gell!? Wenn ein kleines Kind zu Ihnen „Baba“ sagt, glaubt es nicht, dass Sie sein Vater sind, sondern es sagt einfach „Tschüss“ zu Ihnen. Dieses Wort gehört zu den ersten, die unsere Kinder von sich geben. „Grüß dich“ oder „Grüß euch“ (im Dialekt „Griaß di“ und Griaß enk)ist auch sehr gebräuchlich. Eine höfliche Begrüßung ist bei uns das „Grüß Gott“, die Verabschiedung heißt „Pfiat Gott“ („pfiaten“ kommt von „behüten“ – also „Gott behüte dich/Sie“). Wir sagen auch nicht „Auf Wiedersehen“ sondern „Auf Wiederschauen“.

So mancher Gebrauchsgegenstand heißt bei uns auch ganz anders als in Deutschland. Wenn man bei uns in einem Hotelzimmer schläft, dann kuschelt man sich in sein Bett mit herrlich duftenden Leintuch (Laken), Polster (Kissen) und Tuchent (Bettdecke), nachdem man sein G‘wand (seine Kleidung) über den Sessel (Stuhl) gehängt hat. Unsere Einkäufe verstauen wir nicht in der „Tüte“ sondern im „Sackerl“ oder in der Tasche und überhaupt bestellen wir die Wurst und den Käse im Geschäft in „Deka“ und nicht in „Gramm“. 20 Deka Salami wären also 200 Gramm Salami. Wenn man ganz viel eingekauft hat, könnte man die erworbenen Sachen in der Scheibtruhe (Schubkarre) nachhause bringen. Könnte man…

Ganz viele Urlauber besuchen uns im Jänner (Januar) und Feber (Februar) und viele holen sich dabei eine Verkühlung (Erkältung). Da trinkt man dann am besten ein Häferl Tee (eine Tasse Tee). So, und bevor ich jetzt als Wunderwuzi (Prachtkerl oder Neunmalkluger) da stehe, höre ich jetzt auf zu schreiben, sonst könnte es Zores (Ärger) geben!

Hier die Liste mit den kulinarischen Eigenheiten:

Österreichisch – Hochdeutsch
Backhendl – Backhuhn
Beiried – Rippenstück vom Rind
Blunze – Blutwurst
Eierschwammerl – Pfifferling
Erdapfel – Kartoffel
Faschiertes – Hackfleisch
Fisolen – Grüne Bohnen
Fleischlaiberl – Frikadelle
Frankfurter – Wiener Würstchen
Frittaten – Suppeneinlage
Germ – Hefe
Gespritzter – Weinschorle
Gugelhupf – Napfkuchen
Hetschepetsch – Hagebutte
Holler – Hollunder
Karfiol – Blumenkohl
Knödel – Kloß
Kracherl – Limonade
Krapfen – Berliner Pfannkuchen
Kraut – Kohl
Kukuruz – Mais
Lungenbraten – Rinderfilet
Marille – Aprikose
Maroni – Edelkastanie
Melanzani – Aubergine
Obers, Schlagobers – Schlagsahne
Palatschinke – Pfannkuchen
Paradeiser – Tomate
Pfiff – Kleines Glas Bier
Powidl – Zwetschgenmarmelade
Russe – Marinierter Hering
Seitel, Seidel – Kleines Bier (0,3 l)
Stelze – Eisbein
Topfen – Quark
Vogerlsalat – Feldsalat
Weichsel – Sauerkirsche
Zuckerl – Bonbon

Zu guter Letzt sei noch ein Zitat erwähnt, das dem österreichischen Publizisten Karl Kraus (1874-1936) zugeschrieben wird: „Was Deutschland und Österreich trennt, ist die gemeinsame Sprache.“

 

Häferlaufbewahrung

Häferlaufbewahrung

 

Eierschwammerl

Eierschwammerl

Beiried

Beiried

 

Köstliche Faschingskrapfen mit Marillenmarmelade

Köstliche Faschingskrapfen mit Marillenmarmelade

Musikanten mit Seidel Bier

Musikanten mit Seidel Bier

 

 

 

 

 

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