Die Liebe macht den Auerhahn blind, so geht‘s auch manchem Menschenskind
„Die Liebe macht den Auerhahn blind, so geht‘s auch manchem Menschenskind“. Wenn diese Blindheitsphase dann zu Ende ist, gibt’s nicht so wenige, die eher dem weiteren Sinnspruch „Die Liab is dö Blindheit im menschlichen Lauf, im Ehestand da gehn‘d oan dö Augen erscht auf“ mehr zugeneigt sind. Ich natürlich nicht, distanzier mich ausdrücklich davon (Frau liest mit). Diese und ähnliche Weisheiten findet man an den Wänden unserer Almen in Form sogenannter Wandschoner.
Apropos Almen, apropos Auerhahn. Der Winter ist vorüber und die ersten Almen haben nun schon geöffnet. Urban, meinen sportlichen Gödnbuam, führte dieser Umstand vor einigen Tagen auf die Viehhausalm. Ob nur der Bewegungsdrang, die Anziehungskraft von Almen und Berge oder doch auch der Durst im Spiel war bleibt einmal dahingestellt. Aber das alles tut bei folgender Begebenheit auch nichts zur Sache.
Kurz vor der Viehhausalm traf – nicht im Sinne von schießen – der Gödnbua nämlich einen Auerhahn, den die Liebe blind gemacht hat. Eine Auerhahnbegegnung ist allein für sich schon einmal ein äußerst rares Erlebnis. Das Auerwild, größter Hühnervogel Europas, ist zwar im Großarltal heimisch. Dieser Umstand wäre aber noch bei weitem nicht genug um seiner auch ansichtig zu werden. Wobei jetzt im Frühjahr die Chancen etwas im Steigen begriffen sind. Es beginnt die Balzzeit des Auerwildes – so nennt man die paar Wochen des Jahres, in denen er von seinem Fortpflanzungstrieb gesteuert wird. Und ganz vereinzelt kommt es dann vor, dass sein dafür zuständiges Hormon, das Testosteron, in solchem Übermaß ausgeschüttet wird, dass der Hahn vorübergehend in einen Ausnahmezustand gerät und die totale Scheu verliert – so wie bei diesem Vogel eben. Das normalisiert sich vielleicht dann schon wieder einmal (ausgenommen der Fuchs war schneller).
Jedenfalls sind sich der Urban und so ein übersteuerter Auerhahn jetzt auf dem Almweg vor der Viehhausalm begegnet. Beide vorerst frei von Fluchtreflexen und der Hahn voll im Balzverhalten mit seinem aus vier Teilen bestehenden Balzgesang. Dem „Knappen“ mit dem Schnabel, dann dem „Trillern“, das in den „Hauptschlag“ mündet. Und schließlich endet der Balzgesang mit dem „Schleifen“.
Schon ein interessantes Imponiergehabe, das der Hahn da mit außergewöhnlichem Gesang, aufgestelltem Schwanz, hochgerecktem Kopf und umherstolzieren verbringt. Da hat er gar nichts gemeinsam mit uns Männern, denen ihn vergleichbaren Situationen einfach nichts anzumerken ist.
Normalerweise gilt die Balz ja eher den Auerhennen und weniger den Wanderern. Deshalb ist so was ein seltenes und äußerst beeindruckendes Erlebnis. Die Natur ist immer für Überraschungen gut. Wie die Geschichte nun ausgegangen ist? Zuletzt ging jedenfalls der Hahn als Sieger vom Platz. Wie das aber genau endet, entnehmen Sie bitte folgendem Video.
Video: Urban Gruber