Was trägt Mann/Frau Wilderer heutzutage so?
Das ist uns nun doch fast ein zu viel an Ursprünglichkeit. In dieser Woche in Österreich landauf, landab Schlagzeilen wie „Wilderei im Großarltal“. Wir dachten, die Wildererzeit ist vorüber. Obwohl sie bei uns schon jahrhundertealte Tradition hat mit dem vorrangigen Ziel der Essensbeschaffung gegen Eintreten des Hungertodes. Zwar illegal, aber irgendwie nachvollziehbar. Unsere Vorfahren lebten ja in einer Zeit voller Kargheit und das fing schon zuallererst beim Essen an.
Eine andere sehr verlässliche Quelle berichtet uns in dieser Angelegenheit aber auch, dass sich der ganze Auflauf dahingehend relativiert hat, dass die kolportierte Sache mit der Wilderei nicht so ganz stimme. Der Vorfall trägt augenscheinlich eher den Stempel „Jagdpech“. Und Baby-Bambies, die jetzt allein im finstren Wald umherirren und dann verenden gibt es bei dieser Geschichte anscheinend auch keine. Gut so.
Wir treten jetzt nicht an, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, dafür gibt es ganze Kommissionen in Exekutive und Jägerschaft. Sondern wir, von der Großarltal-Blog-Redaktion, haben uns gedacht, man könnte sich mit dem Thema Wilderei jetzt trotzdem auseinandersetzen – so mehr aus dem „modischen“ Blickwinkel betrachtet. Was trägt den Herr/Frau Wilderer/-in (wichtige geschlechtsneutrale Formulierung) heutzutage so?
Die meisten unserer Eltern oder Großeltern haben Wilderergeschichten zu erzählen. Auch in unserem Liedgut spielt die Wilderei und Jägerei eine große Rolle. Einige unserer Eltern und Großeltern sind Wilderern auch persönlich begegnet. Sie waren im Sommer ja auf der Alm, und die Sennerinnen und Hiata kamen daher am ehesten in die Verlegenheit des überraschenden Kontakts mit den illegalen Wildschützen – die Almgebiete waren meist Dreh- und Angelpunkt für dieses alte Handwerk. Auch weil die Wilderer oft die Nachbartäler aus strategischen Gründen für ihre Tätigkeit bevorzugten und damit über die Berge mussten.
Aus den Überlieferungen wissen wir: der Wilderer war als zentrales Merkmal immer schwarzgsichtert. Also sein Gesicht war mit Ruß oder auch Schuhcreme geschwärzt. Man war ja inkognito unterwegs, versteht sich. Das schwarze Gesicht war in diesem Job obligat, gehen wir davon aus, dass dies auch heute noch Grundbedingung ist. Und ein Hut gehörte auch zur Standard-Wildererkleidung. Schießgewehr natürlich auch.
Wir Blogger haben uns nun Gedanken gemacht, wie sich die heutigen Wilderer tarnen würden. Das geschwärzte Gesicht ist wie schon gehört jedenfalls Pflicht, darüber hinaus sind der eigenen Fantasie kaum Grenzen gesetzt,
Hauptsache man bleibt unauffällig und wird nicht erkannt. Hier das Ergebnis unserer Vermutungen, welches Wildereroutfit sich wichtige Personen aus dem Großarltaler öffentlichen Leben geben würden. Alle abgebildeten Persönlichkeiten sind natürlich über jeden Verdacht erhaben, hoch integer und unbescholten.
Peter Hettegger, Edelweiß junior, würde wahrscheinlich meinen: Hut war gestern, Wilderer von heute trägt Perücke und Sonnenbrille! Auch das intensive jagdrot in der Kleidung soll von jeglichem Wilddiebstahlsverdacht ablenken. Das Wasser im Hintergrund eignet sich übrigens hervorragend als Übungsgelände für Flussdurchquerungen auf der Flucht vor Jägern und Polizisten.
Der Mark vom Tauernhof – das Foto wurde uns zugespielt – hat diese Rolle möglicherweise schon geprobt. Die scheichähnliche Kopfbedeckung eröffnet ihm, wenn ihn die Jäger fangen, die Ausrede, dass er nur nach Öl sucht. Sehr clever. Außerdem erkennt man am Foto, dass er die Rolle tatsächlich aktiv übt, wobei die Säulen im Tauernhof momentan die Bäume des Waldes noch ersetzen.
Bei unserem Herrn Bürgermeister vermuten wir, dass er sich hinter der Fassade eines Dirndlkleides verstecken würde. Er gilt als sehr einfallsreich und wäre im Dirndlgwand erstens kaum zu vermuten und zweitens unmöglich wiederzuerkennen. Auch weil das Dirndl entsprechend aufträgt (heißt: er wirkt darin etwas fleischiger). Noch ein wichtiges Detail zum Foto: durch das im Hintergrund erkennbare Nirostageländer ist rein spekulativ anzumerken, dass sich der Herr Bürgermeister hier möglicherweise schon auf einem Hochsitz befinden könnte.
Hans Hettegger (Edelweiß) mit seinen Mannen würde sicherlich auf Altbewährtes setzen. Die Hut-Tradition hat sich über Jahrhunderte in der Wildererbranche bewährt. Nur jagdgrün erscheint ihm wahrscheinlich sogar im Hut zu auffällig, weil man unter diesem Dach immer gleich einen Wildschützen vermuten könnte.
Zwar verschwiegen wie unser geschätzter Herr Pfarrer und unser geschätzter Herr Bürgermeister zusammen, ist im Sinne der Wahrheitsfindung trotzdem die Veröffentlichung jenes Fotos angebracht, welches uns im Zuge der Recherchen zu diesem Thema ebenfalls angetragen wurde. Hüttenwirt Rupert G. von der G.hütte aus G. (es gilt die Unschuldsvermutung!!!) wurde dabei zufällig abgelichtet, wie er bei der Schuhpflege unter Umständen nur die Richtung verwechselte (Thema Schuhcreme – siehe oben). Die genauen weiteren vertraulichen Ergebnisse zu dieser Fragestellung erfahren wir gegebenenfalls über die Salzburg-Krone von den aus Exekutive und Jägerschaft zusammengesetzten Organen.
Und schließlich reagieren wahrscheinlich auch die Jäger auf die unvermutete Konkurrenz im Revier. Der schlaue Jäger schwärzt nun auch sein Gesicht, weil das für den Wildererfang vorteilhaft ist. Der dumme Wilderer vermutet dann vielleicht zuerst einen Berufskollegen. Außerdem haben die Jäger erkannt, dass es vernünftig ist, sich mehr an die Sennerinnen heran zu machen (hier auf dem Bild die
Sennerin vom „Hühnerkar“ in Hüttschlag). Auch wenn es hintergründig nur der Informationsbeschaffung dient (Sennerinnen aufgepasst!). Schließlich sind die Almen seit jeher auch von den Wilderern geschätzt. Und zweitens gibt es kaum was, und sei es noch so geheim, was den Sennerinnen auf den Almen nicht doch schon zu Ohren gekommen wäre.
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