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Wer Visionen hat, kann Grenzen überwinden

Versetzen Sie sich einmal in folgende Lage: Sie sind jung und voller Lebenslust. Sie spielen gerne Fußball und sind für jeden Spaß zu haben. Plötzlich ein tragischer Unfall, von dem eine Querschnittlähmung die Folge ist. Wie würden Sie reagieren?

Bestimmt kennen vielen von Ihnen Thomas Geierspichler. Goldmedaillengewinner im Rennrollstuhlfahren. Am Freitag war dieser bei uns in Großarl.

Nach einer erlebnisreichen Nacht fuhren Thomas und ein Kumpel wieder heimwärts, denn er sollte ja rechtzeitig wieder zuhause sein, denn die Kühe warteten darauf, gemolken zu werden. Doch dann passierte es: Ein tragischer Unfall. Lange Zeit verging, bis die Rettungskräfte Thomas aus dem Auto holen konnten. Danach kam Thomas auf der Intensivstation wieder zu sich. Die Diagnose: Querschnittlähmung. Nach etlichen Wochen wurde es ihm erst bewusst, er wird wahrscheinlich nie mehr wieder gehen können.
Thomas flüchtete sich in eine Welt voll Nikotin, Alkohol und Drogen. Er war mehr oder weniger in einer Sackgasse seines Lebens angelangt und wurde nur noch schwer mit seinem Leben und mit sich selber fertig.
Bis eines Tages die Wende kam: Mit einigen Leuten, die aus der Bibel lasen und die in die Kirche gingen, saß er zu einem gemütlichen Abendessen zusammen und mehr oder weniger das erste Mal nach seinem Unfall (es war mittlerweile einige Jahre her) hatte er das Gefühl, dass diese Leute es ehrlich mit ihm meinten und dass es für sie kein Problem war, dass er im Rollstuhl sitzt. In diesen sieben bis acht Stunden hatte er keine Lust auf Alkohol, Nikotin oder Drogen. Schön langsam begann er auch an Gott zu glauben und Thomas wollte ihm gleich alles glauben und setzte vieles auf eine Karte. Kurzerhand beschloss er, das Rauchen, Trinken und den Konsum von Drogen auf der Stelle zu lassen. Die Energie, die in ihm frei wurde, setzte er in Liegestützen um.
Danach sah er im Fernsehen die Olympischen Spiele in Nagano. Vielleicht können sich ja noch einige erinnern: Der Monstersturz von Hermann Maier bei der Abfahrt, einige Tage später Super-G Gold. Daraufhin beschloss Thomas Geierspichler, dass auch für ihn einmal die österreichische Bundeshymne gespielt werden muss.
Durch hartes Training konnte er das Limit für die Olympischen Spiele fahren und bestätigen. In Sydney war sein ziemlich unrealistischer Traum eine Medaille. In den Kurzdistanzen ist er gescheitert, dann beim Marathon kratzte er seine gesamten Kräfte zusammen und konnte wie durch ein Wunder die Bronzemedaille gewinnen.
Ehrgeizig wie Geierspichler ist, war ihm das nicht genug. Härteres Training bis zu den Olympischen Spielen in Athen. Die Rennen bis zu Olympia wurden so gut wie alle von Geierspichler dominiert. Kurz vor den Spielen wurde er aber krank. Sehr geschwächt fuhr er schließlich doch nach Athen. Die ersten beiden Rennen setzte er quasi in den Sand (er wurde nur Zweiter und Dritter). Danach sah er, dass eigentlich nichts mehr nützt und ging in sein nächstes Rennen ohne Erwartungen. Irgendwie befreit und mit den Gedanken bei Gott fuhr er zum Sieg und bekam neben der Goldmedaille auch noch die ersehnte Bundeshymne!

Thomas Geierspichler

Thomas Geierspichler (c) Foto http://bit.ly/eb5PfB

Wie auch Andy Holzer begeisterte Thomas Geierspichler das Publikum mit Wortwitz, rhetorischer Begabung und 100-prozentiger Überzeugung von dem was er tut und sagt.
Es ist erstaunlich, was behinderte Menschen uns „normalen“ alles lernen können. Geierspichler ist der Ansicht, dass man sich Ziele stecken muss, auch wenn diese viel zu hoch angelegt sind. Denn wenn man sich nur kleine Ziele steckt und diese schlussendlich auch nicht erreicht, wird man genauso enttäuscht, nur dass man dann keine Chance hat, über sich hinauszuwachsen.
Alles beginnt im Kopf, Zitat Geierspichler: „Materie ist verdichteter Geist“. Neben dieser geistigen Stärke hatte Thomas eine Hand voll Leute, die zu ihm standen und ein starkes Gottvertrauen, das ihm in gewissen Lebensabschnitten Kraft und Halt gab und nach wie vor gibt. Und wo Visionen und Träume da sind, gibt es eine Möglichkeit auf den ersten Blick vorhandene Grenzen zu überwinden, denn dem der glaubt, ist alles möglich!

Danke, Thomas Geierspichler, dass du bei uns in Großarl warst und dass du uns einen kleinen Einblick in den Leben gegeben hast.
Danke auch dem Katholischen Bildungswerk Großarltal und dem Alpenverein Ortsstelle Großarl-Hüttschlag, dass ihr keine Mühen gescheut habt, Thomas Geierspichler zu uns zu holen!

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