Brauchtum oder Kult?
Diese Frage stellt sich jährlich wieder am Krampustag. „Damals war alles noch ganz anders. Es hat noch keinen Krampuslauf gegeben und die Krampusse sind nur gemeinsam mit Nikolaus von Haus zu Haus gezogen. Und außerdem haben Sie damals noch wie Krampusse ausgeschaut!“ Solche Aussagen hört man immer wieder rund um den 5. Dezember und löst oft Diskussionen zwischen Jung und Alt aus.
Ein Vergleich Krampus damals und heute:
Damals: Der Hl. Nikolaus ist gemeinsam mit dem Waldmännlein (Korbträger) und den Krampussen von Haus zu Haus gezogen und hat die braven Kinder beschenkt und die „schlimmen“ haben ein bisschen Bekanntschaft mit der Rute gemacht. Die Pass (= Gruppe aus Hl. Nikolaus, Waldmännlein und Krampussen) ist von Haus zu Haus gegangen und sie durften annähernd in jedes Haus hinein. Das alles hat am 5. (Krampustag) und am 6. Dezember (Nikolaustag) stattgefunden. Krampuskränzchen und dergleichen gab es nicht.
Der Krampus hatte zum Teil ein Schaffell oder ein Hirschfell einfach umgehängt. Zwei bis drei Schellen waren an ihren Hüften und sie machten daher lautstark auf sich aufmerksam und man hörte die Pass bereits von weitem. Die Larven (Masken) waren zum Teil selber geschnitzt und hatten in den meisten Fällen viele Hörner (meistens Kuhhörner) am Kopf. Ein Krampus hatte seine Maske so ziemlich die ganze Krampuss-Karriere.
Es sind nur erwachsene Personen Krampus gelaufen. Vor allem hatten die Krampusse den Zweck, die bösen Geister aus den jeweiligen Häusern zu vertreiben.
Heute: Die einzelnen Passen haben heute meistens neben dem Hl. Nikolaus, dem Waldmännlein und den Krampussen auch noch ein Engerl mit. Sie ziehen zwar schon noch von Haus zu Haus, meistens werden Sie jedoch mit Traktoren geliefert. Die Krampusse kommen nicht mehr in jedes Haus, man muss sich vorher anmelden. Die Kinder werden immer noch mit kleinen Geschenken belohnt und bei den „schlimmen“ schaut ach der Krampus vorbei. Die Hausbesuche sind meistens schon so um den 3. oder 4. Dezember, je nach dem, wann die jeweilige Pass Zeit hat.
Denn in dieser Zeit sind die Krampusse sehr, sehr beschäftigt. Es gibt Krampuskränzchen, Hausbesuche und den großen Krampuslauf auf dem Marktplatz in Großarl. Hier finden sich alle Passen aus Großarl ein. Nach einem Einlauf der einzelnen Passen, treffen sich alle Krampusse (ca. 200-300) gesammelt auf dem Marktplatz.
Die Krampusse sind ganz oft von Kopf bis Fuß mit einem schwarzen Fell ausgestattet. In den letzten Jahren haben wir aber auch gestrickte Mäntel und dergleichen gesehen, das heißt: Kleidungstechnisch ist momentan sehr viel möglich. Die Masken von einer Pass werden im Normalfall von einem geschnitzt, daher erkennt man eine gewisse Zusammengehörigkeit (wir haben im Tal bekannten Krampussmaskenschnitzer: Metzger, Astei, Breitei…) und haben meistens zwei, dafür sehr lange Hörner. Jedes Jahr haben die Krampusse neue Masken, damit sie von den anderen nicht erkannt werden. Oft haben die Krampusse eine „Rumpiglocke“, eine riesige Glocke, die einen sehr dumpfen Klang macht.
Und es gibt auch einen Kinderkrampuslauf. Dieser verläuft im Grunde gleich wie der große Krampuslauf und auch sehen die Krampusse gleich aus, eben nur im Kleinformat.
Für viele von uns, mich mit eingeschlossen, ist das Brauchtum. Wir kennen die „alten“ Krampusse gar nicht mehr. Viele ältere unter uns werden jetzt wohl sagen, dass es damals viel, viel besser war. Jedoch sind die Krampusse wie sie heute sind, Brauchtum für die junge Generation.
Besonders in der Advent- und Weihnachtszeit gibt es bei uns sehr viele Traditionen, die auch die meisten junge Leute nicht missen wollen und die zum Teil auch noch nach alter Überlieferung gepflegt werden.
Das Krampus-Brauchtum von früher war überhaupt nicht schlecht und ich möchte auch nicht behaupten, dass es momentan besser ist und dennoch: Alles was bleibt, ist die Veränderung!
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